Mann mit Brille arbeitet an einem Laptop auf einem Balkon.

Flexible Arbeitsmodelle sind ein angesagtes Thema. Viele Unternehmen haben Ihre HR-Strategie bereits an die Veränderungen der Arbeitswelt angepasst – einige können mithalten, andere nicht. Den Gold-Standard markiert nach wie vor Netflix, dessen Mitarbeiter so viel Urlaub nehmen können, wie sie wollen.

Flexibilität im Arbeitsalltag bietet viele Vorteile

Mittlerweile hat das Home-Office Konjunktur. Zunehmende Autonomie und Kontrolle über die eigene Zeiteinteilung auf Seiten der Arbeitnehmer liegen im Trend. Die Zeiten, in denen der Arbeitgeber verlangen konnte, dass seine Angestellten acht bis neun Stunden täglich am Schreibtisch sitzen, gehören weitestgehend der Vergangenheit an – gemeinsam mit der Illusion, dass dies positive Auswirkungen auf Produktivität und Geschäftserfolg hat. Stattdessen sind flexible Arbeitsmodelle auf dem Vormarsch. Obwohl diese Arbeitsweise längst nicht jedem liegt und auch jeder Mensch anders arbeitet, bieten sie nämlich einen zentralen Vorteil: Die Freiheit zu wählen. Dadurch sinkt das Stresslevel, das viele mit der Arbeit verbinden.

Viele Unternehmen haben dies längst erkannt und stellen fest: Gewährt man den Angestellten ein Mitspracherecht über die eigene Zeiteinteilung und den Arbeitsort, steigt die Produktivität. Bei einer Studie gaben 91 Prozent der Befragten zu Protokoll, dass sie sich zu Hause für produktiver halten, als im Büro. Warum das so ist? Zuhause sind weniger Menschen und, damit einhergehend, weniger Ablenkungen. Der Kollege, der für ein paar Minuten am Schreibtisch haltmacht, um von seinen Wochenend-Abenteuern zu berichten, wird kaum als störend empfunden. Trotzdem unterbricht er den Arbeitsfluss – mit nachteiligen Auswirkungen auf die Produktivität. Alleine im Home-Office kann das nicht passieren.

Für die Unternehmen sollte es in jedem Fall Teil der HR-Strategie sein, den eigenen Mitarbeitern zu vertrauen und sie von zu Hause aus arbeiten zu lassen. Schließlich ist kein Angestellter wie der andere. Die alte Herangehensweise von der Einheitslösung für die gesamte Belegschaft hat ausgedient. Der Trick ist es, den Einzelnen zufrieden zu stellen, nicht die ganze Mannschaft.

1. Lebenszeit vor Arbeitszeit

Stellen Sie sich folgendes Beispiel vor: Der einzig verfügbare Arzttermin ist um 14 Uhr, liegt also mitten im Arbeitstag. Was würden Sie tun? Einen halben Tag freinehmen? Dem Chef versprechen, dass Sie die verlorene Zeit nachholen? Eine einfache Lösung sieht in jedem Fall anders aus. Stress und Unbehagen sind vorprogrammiert. Jetzt stellen Sie sich vor, Sie dürften von zu Hause arbeiten: Sie nehmen den Termin wahr und kehren danach an Ihre Arbeit zurück, ohne dass jemand Fragen stellt. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass Sie dabei produktiver, weniger gestresst und glücklicher sind, oder? Vermutlich würde jeder hier die zweite Variante wählen, wenn er könnte. Dabei soll der Stellenwert der Arbeit nicht heruntergespielt werden. Allerdings führt eine bessere Integration fast automatisch zu mehr Ausgewogenheit im Zusammenspiel von Lebenszeit und Arbeitszeit. Wer seinen Angestellten das Zeitmanagement überlässt, überträgt ihnen Verantwortung. Glauben Sie nicht an den Mythos, dass im Home-Office die Arbeit vernachlässigt wird. Menschen wollen arbeiten. Manche von uns arbeiten einfach nur gerne hin und wieder entspannt von zu Hause aus. Und es gibt einen Zusammenhang zwischen Arbeit im Homeoffice und Arbeitszufriedenheit.

2. Büros sind nicht flexibel

An manchen Tagen ist einfach der Wurm drin: Mal fühlt man sich allgemein überanstrengt oder die Aussicht auf den 1-stündigen Arbeitsweg entwickelt sich zur echten Herausforderung. Manchmal ist man zu Hause – ohne Lärm, Meetings und Ablenkungen – auch einfach produktiver. Wer seinen Angestellten die Zeiteinteilung überlässt, darf bessere Ergebnisse erwarten, beweist eine neue Studie der amerikanischen Software-Firma Citrix, die im Juni 2016 veröffentlicht wurde und die auch unter deutschen Angestellten auf Zustimmung stößt. Manche Menschen sind Nachteulen, die erst nach Sonnenuntergang zur Bestform auflaufen. Während der Arbeitsplatz laut „Mind“ Identität, Kontakt, Freundschaft und Struktur stiftet, leidet die psychische Gesundheit oft unter den Rahmenbedingungen. Flexible Arbeitsbedingungen können hier Abhilfe schaffen. Eine Lehre, die Unternehmen aus dieser Erkenntnis ziehen können, ist die Anpassung der Büroräumlichkeiten. Eine PwC-Studie kam sogar zu dem Schluss, dass das traditionelle Büro schon bald der Vergangenheit angehören könnte. Aus ökonomischer Sicht macht es nämlich Sinn, wenn die Büroräumlichkeiten für alle Bedürfnisse der Angestellten gewappnet sind: Kooperation und Alleinarbeit, Entspannung und Austausch.

3. Zielorientiertes Arbeiten

Je mehr Zeit man im Büro verbringt, desto mehr Arbeit wird auch erledigt? Diese Behauptung gehört ebenfalls ins Reich der Mythen. In der Vorstellung, dass Menschen über acht Stunden am Tag, fünf Tage in der Woche gleichmäßig produktiv sein können, steckt der Wurm. Diese Erkenntnis hat sich auch bei den Millennials durchgesetzt. Der Millennial Branding Report fand heraus, dass 45 Prozente aller Millennials Flexibilität bei der Arbeit einem hohen Gehalt vorziehen würden. Vor dem Hintergrund, dass die Millennials mittlerweile den Löwenanteil der Belegschaften stellen, sind Unternehmen gut beraten, die notwendigen, strukturellen Anpassungen auf den Weg zu bringen – bevor die Millennials auf der Suche nach Flexibilität, wirtschaftlicher Sicherheit und bedeutungsvoller Arbeit abwandern. Unternehmen, die wie Mister Spex, hinter alle drei Forderungen einen Haken setzen können, behalten hingegen bei hochqualifizierten Millennials die Nase vorn. Aufgepasst, Google, Netflix und Intel! Letztendlich beinhaltet Flexibilität auch die Freiheit, am Donnerstag früher Feierabend machen zu können, rechtzeitig zum Yoga-Unterricht zu kommen und das wichtige Projekt lieber am Samstagmorgen voranzutreiben. Wer nach seinen eigenen Bedingungen arbeiten kann, ist unter dem Strich weniger besorgt und hat eine bessere Beziehung zur Arbeit.

4. Arbeitnehmer, die seltener krank sind

Viele Krankheitstage sind das Resultat vom Unwillen ins Büro zu gehen. Mit flexiblen Arbeitsbedingungen lässt sich dieses Problem leicht lösen. Der durchschnittliche österreichische Arbeitnehmer war im Jahr 2015 12,3 Tage lang krankgeschrieben. Während ein großer Teil dieser Fehltage wirklich auf gesundheitliche Beschwerden zurückzuführen ist, beinhaltet dies auch Tage, an denen sich die Angestellten einfach nicht motivieren können, in die Arbeit zu gehen. Erlaubt man ihnen von zu Hause aus zu arbeiten oder integriert man sogar einen festen Home-Office-Tag in die Arbeitswoche, sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass sie eine Krankheit vortäuschen. Die Motivation steigt.

5. Vorteil für die Umwelt

Der durchschnittliche Pendler in Europa verbringt 3,3 Stunden pro Woche auf dem Weg zur Arbeit. In Österreich benötigt der Arbeitnehmer im Schnitt 38 Minuten one-way zur Arbeit. Im Verlauf der letzten zehn Jahre sind diese Zahlen kontinuierlich gestiegen. Ganz schön viel Zeit für den Weg zur Arbeit! Und: Schlechte Karten für die Umwelt, wenn die Strecke mit dem Auto oder Motorrad zurückgelegt wird. Teuer ist es obendrauf. Wer seinen Angestellten erlaubt, von zu Hause aus zu arbeiten, spart ihnen also bares Geld. Mit einer einzigen Aktion macht man so seine Mitarbeiter glücklich und reduziert dabei gleichzeitig die Umweltbelastung.