Trends wie Blockchain, digitale Geldbörsen und Robo-Advisors sind auf dem besten Weg, Standardtechnologien zu werden. Während man in Amerika noch immer die Nase vorn hat, entwickelt sich auch Europa schnell zu einem bedeutenden Akteur in der Welt der FinTech-Start-ups. Diese vier FinTech-Trends verfestigen bei uns den Beginn der bargeldlosen Wirtschaft – und die Jobs, die damit einhergehen.
1. Blockchain
Stellen Sie sich eine digitale Online-Buchführung vor, in der Nutzer in einem Netzwerk Transaktionen tätigen und bestätigen können, ohne den Umweg über die Zentralstelle in Kauf nehmen zu müssen. Mit einem unparteiischen Blockchain-System erhält jeder Anwender online Zugriff auf den Datensatz, wann und wo er ihn braucht.
Schon seit längerer Zeit prognostizieren Experten, dass die Blockchain den Finanzsektor revolutionieren wird. Darüber hinaus kann die Technologie auch in jedem anderen Sektor zum Einsatz kommen, in dem man Wert auf sicheren Datenaustausch legt. Das in Frankreich ansässige Unternehmen Woleet offeriert Blockchain-Services zum Beispiel für Pharmakonzerne, die die Herkunft von Pharmazeutika nachvollziehen wollen um sich gegen Fälschungen abzusichern.
„Viele große Banken investieren jetzt in die Blockchain-Technologie, um Umsatzeinbußen gegenüber Startups zu vermeiden“, erklärt Christoph Trauttenberg, der Geschäftsführer von Michael Page in Österreich. „Es gibt keine Zweifel daran, dass dies die Einstellungskriterien beeinflussen wird.“
Mit dem Vormarsch der Blockchain-Technologie wird sich die Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt dahingehend verlagern, dass neben Relationship Managern, Anlageberatern und Finanz-/Wertpapier-Analysten zunehmend Compliance-, Rechts- und Finanzpolitik-Experten, sowie Fachleute aus der Finanz- und Steuerbuchhaltung gefragt sind.
2. Robo-Advisors
Robo-Advisors sind ein automatisierter Investment-Service, der Aktien und Anleihen für einen Investor verwaltet – zum Bruchteil dessen, was ein durchschnittlicher Vermögensverwalter oder Relationship Manager dafür verlangt. Folgt man einem kürzlich veröffentlichen
Bericht von KPMG, werden im Jahr 2020 Vermögenswerte in Höhe von zwei Billionen Euro von Robo-Advice-Plattformen verwaltet. Schon jetzt bietet eine ganze Reihe europäischer Unternehmen diesen Service an, darunter Scalable in Deutschland und Österreich Truewealth in der Schweiz, Yomoni in Frankreich und Easyvest in Belgien.
Während ein Relationship Manager in einer Privatbank durchschnittlich zwischen 2.500 und 6.500 Euro für alles Denkbare von der Restaurant-Rechnung bis zu Nebenkosten bei der Neukundenakquise investiert, bietet der Robo-Advisor denselben Service für einen Bruchteil der Kosten – rund um die Uhr, ohne Rücksicht auf Zeitzonen und frei von emotionalen oder irrationalen Bedenken.
Das Wachstum dieses Industriezweiges öffnet allerdings auch neue Türen auf dem Arbeitsmarkt. Software-Ingenieure, Entwickler für den mobilen Front- und Backend-Bereich, Verhaltensforscher und sogar Experten für Cyber-Security sind hier schwer gefragt.
3. Digitale Geldbörsen
Der Übergang vom Online-Banking zum mobilen Banking ist längst in vollem Gang. Forschungsberichten von Intelling zufolge, werden Transaktionen mit digitalen Geldbörsen in Europa in den nächsten vier Jahren um 61,8 % zunehmen. Schon jetzt nutzen sämtliche Banken der nordischen Länder den schwedischen Mobile-Payments-Service Swish. Startups wie Kwixo und Buyster bieten einen ähnlichen Service in Frankreich an. Unter anderem steckt das Geld von Global Playern wie Apple, Google und Samsung in der Technologie.
„Digitalisierung ist ein großes Thema, weil die Banken unter einem enormen Kosten- und Ertragsdruck stehen“, berichtet Stephan Surber, der die Abteilung Banking & Financial Services von Michael Page in der Schweiz aufgebaut hat. „Deshalb werden innovative FinTech-Start-ups auch weiter auf Wachstumskurs bleiben. Es gibt sogar Schweizer FinTech-Unternehmen, die ihre Dienstleistungen auf Wachstumsmärkte ohne funktionierenden Bankensektor ausdehnen. Die Entwicklung dieser neuen Technologie ermöglicht es den Leuten, mit dem Mobiltelefon zu zahlen – selbst dann, wenn sie gerade mitten im Nirgendwo stehen.“
„Diese neue Technologie sorgt für eine wachsende Zahl an Arbeitsplätzen für IT-Experten, wie Software- und App-Entwickler, User Experience Designer und Big-Data-Analysten. Aber es wird auch gute Gelegenheiten für Kandidaten mit anderen beruflichen Hintergründen geben“, verspricht Minh Truong, der Leiter der Sales & Marketing-Abteilung von Michael Page in Belgien.
Und er fügt hinzu: „Zum Beispiel haben wir eine Reihe von Kandidaten für Worldline angeworben, ein Unternehmen, das Lösungen für digitale Bezahlsysteme entwickelt. Ich bin mir sicher, dass wir noch mehr Kunden dieser Art in den kommenden Jahren begrüßen dürfen.“
4. Peer-to-peer-Kredite
Peer-to-peer-Kredite, auch bekannt unter dem Kürzel P2P-Kredite, bringen Kreditgeber und Kreditnehmer unmittelbar zusammen. Weil die Unternehmen, die hinter diesen Plattformen stehen, ausschließlich online agieren, sparen sie Overhead-Kosten und können ihre Dienstleistungen günstiger anbieten als traditionelle Geldinstitute. Wie aus einer Studie des Cambridge Center for Alternative Finance hervorgeht, sind Frankreich, Deutschland und die Niederlande die größten Märkte für P2P-Kreditgeschäfte, gefolgt von Finnland, Spanien, Belgien und Italien.
„Dies ist definitiv eine Wachstumsbranche in Europa“, bestätigt Christoph Trauttenberg. „Wir arbeiten aktuell mit einem Unternehmen zusammen, das genau diese Art von Dienstleistung anbietet. Diese Leute kooperieren mit größeren Banken, um kleinere Kredite bis zu einer Höhe von 200.000 Euro an deren Kunden zu vermitteln. Wir haben sie bei der Suche nach Country Managern unterstützt.“